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Brienz war schon evakuiert Gewaltige Felsmassen stoppen kurz vor Schweizer Dorf

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Brienz bleibt knapp von den Felsmassen verschont.

Brienz bleibt knapp von den Felsmassen verschont.

(Foto: picture alliance/dpa/KEYSTONE)

Schon seit Anfang Mai können die Einwohner von Brienz nicht mehr in ihrem Dorf wohnen. Der Schweizer Ort ist evakuiert, weil ein enormer Felsrutsch erwartet wird. Nun löst sich der Strom an Geröll und Fels vom Hang. Das Dorf bleibt verschont, Zeit für Erleichterung ist aber noch nicht.

Ein gewaltiger Strom an Fels und Geröll hat nur knapp das Schweizer Dorf Brienz verfehlt. Im Südosten des Landes sind in der Nacht Teile eines Berghangs in Richtung des Alpendorfs abgerutscht. Nach ersten Erkenntnissen sei ein großer Teil des Hangs über dem Dorf sehr rasch abgerutscht, teilte die Gemeinde Albula/Alvra mit. Die Gesteinsmassen des Insel genannten Bergbereichs kamen demnach knapp oberhalb des Dorfes zum Stillstand.

Laut dem Gemeindesprecher Christian Gartmann türmte sich der Schutt in der Nacht auf bis zu zwölf Meter auf. Eine Straße wurde komplett verschüttet. Gegenüber dem Portal "20 Minuten" sagte er: "Höchstwahrscheinlich ist ein großer Teil der Insel zwischen elf und zwölf Uhr abgerutscht, und zwar sehr schnell." Man habe es nur gehört, denn es sei dunkel gewesen. Aber der Abrutsch habe sehr viel Lärm gemacht. "Wir haben es auch auf der Kamera gesehen, dass sehr viel Staub in der Luft ist", sagte Gartmann.

"Brienz hatte großes Glück", sagte der Gemeindesprecher dem Sender SRF. "Wir gehen im Moment nicht davon aus, dass es Schäden gab." Ob die Wohnhäuser und die Kirche aber wirklich völlig verschont blieben, sollte im Laufe des Tages bei einen Helikopterflug geprüft werden. "Bei solchen Ereignissen krachen manchmal Felsblöcke auf andere Blöcke. Dann gibt es Splittersteine von der Größe einer Faust bis zu einem Fußball", sagte Gartmann. Sie könnten "wie eine Kanonenkugel" Hunderte Meter durch die Luft schießen und Fensterscheiben oder andere Gebäudeteile beschädigen. Zudem sagte er der Nachrichtenagentur Keystone-SDA: "Wir gehen derzeit davon aus, dass dies leider noch nicht ganz alles war."

Es wurde die höchste Gefahrenstufe ausgerufen. Zwei Straßen und eine Bahnlinie im Gebiet um Albula wurden gesperrt. Deshalb musste auch der sechste Etappenstart des Fahrradrennens Tour de Suisse am heutigen Freitag von La Pont nach Chur verlegt werden. Von der Etappe fallen damit 65 der geplanten 215 Kilometer weg.

Vorher-Nachher-Bilder zeigen die massiven Veränderungen im Landschaftsbild. Am Vortag waren in dem Gebiet noch nackte Felsen, einzelne Brocken, helles und dunkles Gestein sowie darunter Wiese, Bäume und eine Holzhütte zu erkennen. Am Freitag lag dies alles unter einem gigantischen grauen Schuttberg. Das Dorf sieht auf den Bildern im Vergleich dazu wie eine Miniaturanlage aus.

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Der "Brienzer Rutsch" war bereits länger erwartet und das Dorf deshalb vorsichtshalber evakuiert worden. Die 84 Einwohner der Gemeinde, die 50 Kilometer von St. Moritz entfernt liegt, waren bereits am 9. Mai in Sicherheit gebracht worden. Zuletzt hatte sich die Bewegung der Gesteinsmassen in einem als "Insel" bezeichneten Teil des Berghangs laut der Gemeinde noch einmal "rapide beschleunigt". Die jüngsten Messungen zeigten Geschwindigkeiten von 40 Metern pro Tag.

Derzeit könne noch nicht gesagt werden, wie viel von den insgesamt 1,9 Millionen Kubikmetern Gesteinsmassen in der Nacht abgegangen sei, erklärte die Gemeinde. Erste Aufnahmen zeigen aber eine deutliche Veränderung der Oberfläche und ließen darauf schließen, dass ein großer Teil des "Insel"-Bereichs betroffen war.

Quelle: ntv.de, ara/dpa/AFP

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